Daylight: Review – Zufällig kommt das Grauen
Horror- bzw. Spiele mit einer gruseligen Basis haben eine lange Tradition im Gaming-Segment und erfreuten sich besonders in den letzten 3 Jahren sehr großer Beliebtheit. Vorbei die Zeiten, als wir in Resident Evil 1 bis 3 mehr oder weniger nur die Munitionsknappheit fürchteten. Titel wie Slender oder Outlast zeigten hervorragend, dass Horror auch subtil, ohne jegliche Waffe in einem Spiel funktionieren kann. Genau in diese Kerbe schlägt auch Daylight von den Zombie Studios. Warum der Titel prinzipiell richtig gut funktioniert, ihm aber dennoch die Puste ausgeht, verrät euch dieser Test.
Titel: Daylight
Plattform: PC, PS4
Entwickler: Zombie Studios
Publisher Atlus
Genre: Adventure
USK/PEGI –
Spieler: Offline: – / Online: –
Release: 29.04.2014
Offizielle Seite
Was hab ich mir dabei nur angetan? Jemand der schon The Witcher oder damals Half Life atmosphärisch schauderhaft fand, sollte wahrlich keine Horror-Spiele Zocken…so ein weicher Karamell-Kern wie ich bin. Und trotzdem hab ich es getan, noch dazu hatte ich großen Spaß mit Daylight. Leider, ja leider, durchschaute selbst ein Angstfurzer wie ich, die anfangs sehr cleveren Routinen im Spiel. Letztlich haperte es am zu generieschen Gameplay und dem etwas zu abrupt kommenden Plotende. Ein zweites mal durchspielen möchte ich Daylight demnach nicht, dass ist zugleich negativ als auch positiv gemeint.
Klischees gehen immer
In Daylight übernehmen wir die Rolle von Sarah, die in einer dunklen und noch dazu verlassenen Irrenanstalt aufwacht. Waffen besitzen wir üblicherweise in solchen Spielen keine. In Kontakt treten können wir auch mit niemanden, bis auf einen Kerl der über Funk, Smartphone oder im Gehirn? mit uns spricht. Ganz genau steigt man da sowieso nicht dahinter, wir wissen nur eines, raus hier! schnell und möglichst lebend. Viel mehr möchte ich zur Geschichte hier gar nicht verraten, da sie ohnehin recht kurz ist und einen etwas zu gehetzten Abschluss präsentiert. Immerhin hält der rote Faden bei Laune und motiviert trotz ungemütlichem Setting zum Weiterspielen.
Klischeehaft! könnte man jetzt schreien und das stimmt zuweilen auch. Dies ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass der Einstieg im Spiel gelungen ist und die rudimentären Gruselelemente wunderbar funktionieren, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt, wobei die Abnutzungserscheinungen wesentlich langsamer auftreten als in anderen Genrevertretern.
Atmosphäre Wow, Gameplay mau
Wie eingangs angedeutet könnt ihr in Daylight auf keinerlei Waffen zurückgreifen. Euer wichtigstes Werkzeug ist ein Smartphone auf dem die Karte nach und nach abgebildet wird, je weiter man im Spiel vorankommt. Auch markante Punkte und Ziele werden angezeigt, nach dem sie vorher bereits von euch aufgefunden wurden. Die Tatsache das es so ziemlich überall Stockdunkel ist und ihr die Umgebung erst abklappern müsst, um überhaupt eine Orientierung zu bekommen ist schon cool gemacht. Insbesondere weil das Gefühl des beobachtet werden, nie weggeht. Ergänzend zum Handy könnt auch noch Leuchstäbe sowie Signalfackeln benutzen. Während ersteres Relikte offenbart, die beispielsweise Hinweise zum weiterkommen bescheren, könnt ihr euch mit Signalfackeln vor Feinden schützen. Im Spiel ist man nämlich nicht ganz allein, irgendjemand oder etwas, verfolgt euch auf Schritt und Tritt, dabei hilft nur grelles Licht und gute Nerven.
Ein sehr cooles Feature in Daylight sind zudem die prozedurale Ereignisse. Soll heißen, je mehr Hinweise ihr in den Räumlichkeiten findet, die wiederum zum nächsten Ziel führen, in unserem Fall sind es immer verschlossene Siegel, desto stressiger wird die Umgebung. Eure Verfolger/in ist dann zunehmend lästiger und aggressiver, außerdem fliegen Stühle durch die Gegend, Kisten versperren kurz den Weg oder Räume verändern sich plötzlich. Darüber hinaus werden, wie schon in Diablo, die Orte zufällig generiert. Jeder neue Anlauf nach dem Laden kann also sehr unterschiedlich sein, auch Schockmomente können dadurch stark variieren. Deshalb hat Zombie Studios wohl auch drei Schwierigkeitsgrade eingebaut, denn all diese Elemente wirken bereits auf „Normal“ ziemlich dynamisch und verstärken sich nur noch mehr auf der nächsthöheren Stufe. Wer also mal so richtig gestresst werden möchte in einem Horror-Spiel, der findet mit Daylight seinen Alptraum.
Umso mehr ist es schade, dass der Titel keine weiteren Mechaniken mitbringt. Man kann weder in die Hocke gehen um beispielsweise zu schleichen, noch gibt es eine Lehnen-Funktion oder andere Spielereien. Auch kleinere Rätsel im Stile von einem Amnesia fallen komplett weg, einen Schalter oder Hebel zu betätigen ist da schon das Maximum an Interaktion. So lobenswert die dynamischen Schocker nämlich auch sein mögen, runtergebrochen beschränkt sich das Gameplay auf „Finde Schlüssel-A und durchschreite Ausgang-B.“ Daylight verlässt sich demnach etwas zu stark auf seinen Gruselfaktor, der aber immerhin hervorragend zündet und mit etwa 3 bis 4 Stunden Spielzeit auch nicht nervt.
Gehversuche mit neuer Technik
Hab ich eigentlich schon erwähnt das Daylight als Grafikgerüst die neue und sehr leistungsfähige Unreal Engine 4 verwendet? Nein? gut, denn als Kaufgrund wird die Optik wohl nicht reichen. Versteht mich bitte nicht falsch, Daylight sieht verhältnismäßig Okay aus und die Levels sind die meiste Zeit sowieso finster bis in die Letzte Ecke. Weshalb das moderne Technikgerüst aber mal so gar nicht auffällt, Highlight sind gerade noch wehende Stofffetzen und das war es dann auch schon. Somit muss man anmerken, wäre die Vorgänger-Engine zum Einsatz gekommen, hätte es wahrscheinlich keinen allzu großen Unterschied gemacht. Vielleicht wäre eine ältere Technik sogar besser gewesen, Daylight krankt nämlich stark unter Nachladeruckler und das kontinuierlich. Außerdem werden Speicherpunkte oft zurückgesetzt obwohl gespeichert wurde, demnach müssen ganze Abschnitte nochmals wiederholt werden. Gepolisht, also poliert und ein wenig zurechtgemacht wurde der Titel jedenfalls nicht. Das merkt man sowohl im Menü als auch bei der nicht konfigurierbaren Steuerung und führt sich in weiteren Kleinigkeiten fort, sogar ein Spielabsturz gegen Ende kam bei unserem Test immer wieder vor. Zwar wurden bereits einige Mängel beseitigt, seit dem das Spiel aus der Betaphase raus ist, doch rund laufen tut das Horror-Vergnügen immer noch nicht. Hier sollte Zombie Studios unbedingt nochmals Hand anlegen und weitere Updates nachreichen.
Ordentlich ist hingegen die Soundkulisse. Kein Level kann absolviert werden, ohne das man nicht mindestens einmal zusammenzuckt und zu sich selbst sagt: „Was war das?“ Überall poltert und rumpelt es, hinter einem patschen Füße und von weit weg ertönen Schreie die bis ins Mark gehen, so kommt richtiges Scare-Feeling auf. Ebenso gut ist auch die musikalische Untermalung, welche zwar recht spärlich aber gekonnt eingesetzt wird. Sogar ein eigener Song wurde für Daylight komponiert, der in den Kontext zur Story und Atmosphäre richtig gut passt.
Fazit:
Revolutionär ist Daylight wahrlich nicht. Immerhin erschreckt einem der Titel konsequent auch nach mehreren Anläufen, denn selbst ein diplomierter Eckenheuler wie ich, der schon bei flackernden Licht Gänsehaut bekommt, gähnt bei vielen Horrorspielen dann doch mal. Klar, auch Daylight nutzt sich mit der Zeit ab, aber bis dahin geht der Blutdruck auch mal nach oben. Allerdings muss die spielerische Ideenlosigkeit und die unreife Handhabung der Technik stark angekreidet werden. Dem Spiel kann man schon eine Chance geben und bietet zwischendurch auch intensiven Horror-Spaß. Nur sollte keine Tiefe erwartet werden und intelligent bis fordernd ist Daylight sicher auch nicht. Somit kann es keine uneingeschränkte Empfehlung von mir geben, schon gar nicht für Horror Fans. Zu einem Budget-Preis kann man sich die Labyrinth-Hatz dennoch gönnen.