Dishonored: Die Maske des Zorns – Review – Eine Offenbarung mit einigen Schwächen
Im Vorfeld erntete Dishonored viele Vorschusslorbeeren, sowohl von uns Spielern als auch von der Fachpresse. „Endlich mal etwas Neues“ hörte man aus vieler Munde, ist doch die ständig gleiche Ego-Shooter-Kost in letzter Zeit viel zu zahlreich geworden. Extrem große Freiheit und viel Drang zum Ausprobieren wurde uns vom Entwickler versprochen. Kann dieser es auch einhalten und ist Dishonored echt so ein gutes Spiel, wie wir es im Vorfeld alle auch erwartet haben? Dies klärt nun unser Test.
Titel: Dishonored: Die Maske des Zorns
Plattform: PC, PS3, XBox 360
Entwickler: Arkane Studios
Publisher: Bethesda Softworks
Genre: 1st Person Shooter
USK/PEGI: Ab 18 / 18+
Spieler: Offline 1 / Online
Release: 12.10.2012
Offizielle Seite
Die Story – Leider schwach und zu vorhersehbar
Dunwall, eine englische Stadt im Steampunk-Style ist der „Austragungsort“ unserer Schleich-Abenteuer. Wer aber glaubt, hier herrscht das glückliche Leben, hat weit gefehlt, denn Not und Elend regieren die Straßen. Grund dafür ist eine Seuche, die im ganzen Land ausgebrochen ist. Und damit konfrontiert uns das Spiel schon seit Anfang an. Wir, Corvo Attano, Leibwächter der Kaiserin, müssen dieser eine schlechte Nachricht überbringen: „Die Seuche ist leider unheilbar“. In diesem Moment geschieht das Unfassbare: Die Kaiserin wird durch Soldaten getötet, ihre Tochter Emily entführt und wir müssen hilflos dabei zusehen, schweben wir doch hilflos in der Luft. Wieder unten angekommen kümmern wir uns natürlich sofort um unsere Vorgesetzte und können nur noch ihren Tod feststellen. Über die verblichene Monarchin gebeugt, bemerken uns einige Soldaten und wir stehen natürlich sofort als Sündenbock da und werden zu Tode verurteilt. „Das hätte ich mir doch auch schon vorher denken können“, fragen sich jetzt bestimmt einige. Und es stimmt, Dishonored bekleckert sich story-technisch nicht gerade mit Ruhm. Zwar ist die Geschichte rund um Corvo und Emily an einigen Stellen schon spannend und es gibt auch Wendungen im Plot, diese sind aber allesamt vorhersehbar und deswegen auch eher weniger dramatisch. Auch wird man oft, vor allem am Anfang, einfach im Dunkeln gelassen, warum man jetzt sein Attentatsziel töten muss und was dieser auch wirklich mit der ganzen Geschichte zu tun hat. Das finde ich ziemlich schade.
Das Gameplay – Gestalte dein Erlebnis selbst!
So schwach auch die Story ist, das Gameplay macht diese Schwäche mehr als nur wett. Denn hier hält der Entwickler die vorangegangenen Versprechen absolut ein. Die Fülle an Freiheiten ist unglaublich groß, die vielen unterschiedlichen Herangehensweisen laden zum stundenlangen herumprobieren aus. Um dieser Vielfalt erst einmal Herr zu werden, fangen wir mal ganz von Vorne an. Generell gibt es sowohl bei einfachen Gegnern, als auch bei den eigentlichen Attentaten immer zwei Herangehensweisen: Zum einen das stealth-mäßige Schleichen, bei dem man die Gegner nur in sanfte Träume wiegt, zum anderen das Rambo-mäßige Töten, welches, wie schon in den Trailern gesehen, ziemlich blutig ausfällt. Vor allem beim Ersteren haben wir viele Möglichkeiten, unentdeckt vorzugehen. Sei es Mittendurch, nur geschützt durch einige kleine Steinmauern und Sandsäcken oder auf der Flanke hoch über den Dächern von Dunwall. Für jede Situation gibt es unterschiedliche Routen, welche allesamt auf ihre Art Vor- und auch Nachteile bringen können.
Auch die verschiedenen Waffen und Gadgets verhalten sich alle unterschiedlich. So lockt man mit einem Pistolen-Schuss natürlich eine Menge Feinde an, wo hingegen eine Armbrust für Stealth-Aktionen absolut ratsamer ist. Für das Ausschalten mehrerer, zusammenstehender Gegner eignet sich natürlich die Granate hervorragend oder wer sich nicht selbst die Hände schmutzig machen will, der überlässt dies einem herbei geschworenen Rattenschwarm, der die Gegner in Sekundenschnelle auffrisst. Wobei wir bei einer weiteren, wichtigen Fähigkeit Corvos wären, nämlich den übernatürlichen Fähigkeiten, welche er relativ am Anfang des Spiels von einem mysteriösen „Outsider“ verliehen bekommt.
Davon gibt es eine ganze Menge und diese sind allesamt sehr wichtige „Waffen“ für das erfolgreiche Voranschreiten im Spiel. So kann man z.B.seine Gegner nach einem Mord zu Staub zerfallen lassen, sodass andere Wachen diese nicht mehr sehen können und somit nicht alarmiert werden. Oder man kann durch Wände sehen, sodass das Auffinden seiner Widersacher erheblich einfacher wird. Eine weitere coole Fähigkeit ist das Zeit verlangsamen, bei der man die Gesetze der Physik bricht und ahnungslose Gegner im Vorbeihuschen erledigen kann. Die mächtigste Fähigkeit ist aber das Teleportieren. Hierbei kann man sich, wie der Name schon vermuten lässt, über mehrere Meter teleportieren lassen, sodass man auch scheinbar unerreichbare Stellen betreten kann. Im Verlauf des Spiels wird diese Fähigkeit ziemlich mächtig. Teilweise lassen sich alle Gegner eines Levels damit umgehen. Wer aber auch nur einen geringen Drang zur Experimentierfreudigkeit aufweist, wird dies nicht die ganze Zeit machen, denn wie schon ausgeführt, das Spiel bietet so viel Abwechslung, dass man gar nicht erst daran denkt, immer das Gleiche zu machen.
Die Grafik – Stilvoll, aber auch oftmals hässlich
Kommen wir nun zur technischen Seite. Hier präsentiert sich Dishonored von zwei Seiten. Einerseits ist der Grafikstil durchgängig sehr gut gelungen und passt auch hervorragend zum Steampunk-Style des Spiels. Auch die Beleuchtung ist durchgängig schön anzusehen. Leider kann man das von den Texturen im Spiel nicht sagen. Zwar hat der heimische Rechner im Gegensatz zu den Konsolen hochauflösendere Texturen verpasst bekommen, diese machen den oftmals auftretenden Texturmatsch aber nicht gerade besser. Vor allem beim Betrachten aus nächster Nähe sieht man diesen sehr deutlich. Auch die allgemeinen Animationen der einzelnen Charaktere sind oft hölzern und abgehackt. Hier hinkt Dishonored dem heutigen Standard schon deutlich hinterher.
Fazit
Trotz der vielen Schwächen bei der Grafik und beim Storytelling, ist Dishonored immer noch ein großartiges Spiel. So viele Freiheiten, so viele unterschiedliche Lösungsansätze habe ich in letzter Zeit in kaum einem anderen Spiel gesehen. Der Drang zum Ausprobieren ist immens groß, sodass man das Spiel auch gerne noch ein zweites Mal durchspielen möchte. Ein Über-Spiel ist Dishonored nicht geworden, aber das kann ja noch kommen. Ein zweiter Teil mit der Ausmerzung dieser Schwächen würde uns dann sicherlich alle vom Hocker reißen.